Versorgungssicherheit Auf der sicheren Seite Zusatzsortiment Kräuter und Gemüse Frühlingsfloristik Farbintensiv und leicht Marktblatt Frühling 2023
4 5 Trotz der großen Konkurrenz des Systemhandelss werden in Deutschland noch rund die Hälfte aller Blumen und Pflanzen über den Blumenfacheinzelhandel abgesetzt. Das hat viel mit der unternehmerischen Kontinuität zu tun, die für Familienbetriebe typisch ist. Ein gutes Beispiel ist „Das Blütenhaus“ in Schönmünzach. Man müsste es eigentlich gar nicht erwähnen: Die Floristen-Branche befindet sich seit Jahren im Umbruch. Es schließen mehr Unternehmen, als das neue eröffnet werden. Auszubildende sind schwer zu finden, geklagt wird über Personalnot, die Margen sind dünn, der Systemhandel bedroht die Fachgeschäfte, nun kommen auch noch deutliche Kostensteigerungen und Konsumzurückhaltung hinzu. Und doch gibt es auch Blumenfachgeschäfte, die beispielhaft für die weiterhin existierende Kontinuität in der Brache stehen. Ein solches Unternehmen ist „Das Blütenhaus“ in Schönmünzach, dass seit dem vergangenen Jahr in der dritten Generation von Franziska Klumpp geleitet wird. Vergegenwärtigt man sich den Weg des Unternehmens, dann sieht man eine generationsübergreifende Geschichte aus Kontinuität, Wachstum, Fleiß, bodenständigen Traditionen und dem Willen, die Zukunft zu gestalten. Die Großeltern der heutigen Geschäftsinhaberin, Fine und Eugen Klumpp, gründeten 1958 das erste Blumengeschäft in Schönmünzach. Schon ein Jahr später wurde der Grundstein für eine Gärtnerei gelegt, die sich bis heute noch am Standort „In den Auen“ befindet. 1994 übernahmen Sohn Bernhard und dessen Frau Karin den Betrieb. 2010 entstand dann der Neubau des „Blütenhauses“ unmittelbar bei der Gärtnerei. Nur ein Jahr später wurde eine Filiale des Blumenfachgeschäftes in der Forbachstraße in Baierbronn eröffnet. 2022 geht dann der Betrieb der Blumenfachgeschäfte (die Gärtnerei wird als eigenes Dienstleistung im Fokus Unternehmen von Vater Bernhard Klumpp geführt) an Franziska Klumpp über. Auch ihr Werdegang zeugt von Stringenz und Kontinuität. Obwohl ihr damaliger Lehrer den Besuch des Gymnasiums empfahl, begann Franziska Klumpp 2008 eine Ausbildung zur Floristin in Baden-Baden. Es folgen „Wanderjahre“, bei denen sie in mehreren Unternehmen viel Erfahrung sammelte. 2016 absolvierte sie als Jahrgangsbeste die Meisterschule in Stuttgart. Danach erfüllte sie sich „einen beruflichen Traum“. Sie arbeitete als Floristin auf dem Kreuzfahrtschiff „Mein Schiff 2“ der TUI. 2017 dann der Einstieg in den elterlichen Betrieb, den sie seit dem vergangenen Jahr leitet. All dies liest sich so selbstverständlich wie folgerichtig. Vergessen darf man aber nicht, dass solche stringenten Entwicklungen nur mit viel Fleiß und ebenso viel Talent gelingen. Franziska Klumpp sieht sich als „Kopf und Herz des Blütenhauses“. Daraus spricht ein gesundes Selbstbewusstsein. Das sicherlich auch notwendig ist, denn die Aufgabe ist nicht klein. Rund 90 Quadratmeter groß ist die Filiale in Baiersbronn, das Stammhaus in Schönmünach, eine Verkaufsgewächshaus, hat eine Größe von immerhin 300 Quadratmetern! Mutter Karin, seit über 30 Jahren in der Floristen-Branche tätig, ist eine große Unterstützung, darüber hinaus werden nur noch drei Teilzeitkräfte beschäftigt. Da kann man sich leicht ausrechnen, wie lang die Arbeitstage sind! Ähnliches gilt für die Gärtnerei, die Vater Bernhard Klumpp nur mit Hilfe einiger Saisonkräfte stemmt. 3000 Quadratmeter werden bewirtschaftet, Beet- und Balkonpflanzen, 50 Sorten an Kräutern (mit eigenem Qualitätslogo) und im Sommer Bio-Tomaten gehören zum Portfolio. Die Pflanzen und Kräuter gehen in den Eigenbedarf der Blumenfachgeschäfte, geliefert wird allerdings ebenfalls an Hotels. Wobei man erwähnen muss: Baiersbronn ist ein touristischer Hot-Spot in Baden-Württemberg. In der Gemeinde gibt es nicht nur viele Hotels, sondern auch acht mit Michelin-Sternen ausgezeichnete Spitzenrestaurants. Das ist einer der Gründe, warum Baiersbronn ein Dorado für Hochzeitsveranstaltungen ist – woran auch „Das Blütenhaus“ teilhat. Für Franziska Klumpp ist die Hochzeitsfloristik „ein Schwerpunkt“, den sie auch perspektivisch „weiter ausbauen“ möchte. Schon jetzt arbeitet sie eng „mit einer Event-Scheune“ zusammen. Die so gut läuft, dass sie an den Wochenenden quasi ständig ausgebucht ist. Die Gäste kommen nicht nur aus der unmittelbaren Region, sondern „auch aus Stuttgart, Tübingen oder Reutlingen“. Dieses Potential möchte sie noch stärker nutzen. Was beweist: Die junge Unternehmerin tritt in die Fußstapfen ihrer Großeltern und Eltern, die das Unternehmen ja ebenfalls Schritt für Schritt auf- und ausgebaut haben. So sagt denn auch Franziska Klumpp, gefragt nach ihren beruflichen Plänen in den nächsten zehn Jahren: „Ich will „Das Blütenhaus“ weiter ausbauen“. All das weist auf einen arbeitsreichen Alltag hin. Gefragt nach Hobbys und Freizeitgestaltung heißt es dann auch spontan: „Dafür habe ich wenig Zeit“. Um dann aber doch zu erwähnen, dass sie „gerne in der Natur unterwegs“ ist und sie sich ebenfalls „gerne in Restaurants verwöhnen“ lässt. Blickt man auf das Leistungsspektrum von „Das Blütenhaus“ fällt das enorme Dienstleistungsangebot auf. Schon seit vielen Jahren fordert die Floristen-Branche von sich selbst, dass das Angebot an Dienstleistungen erhöht werden sollte. In wenigen Unternehmen dürfte es aber die Breite haben wie in dem Floristik-Meisterbetrieb in Schönmünzach. Es würde den Rahmen dieses Beitrages sprengen, auch nur einen Teil der angebotenen Dienstleistungen aufzuzählen. Nur so viel: Zu Klassikern wie Fleurop-Service, Blumen-Abonnement und Lieferservice gesellt sich ein Einpflanzservice, der Verleih von Dekopflanzen, Bäumen und selbst Laternen, Liefer- und Aufbauservice, Absprachen mit anderen Dienstleistern und vieles mehr. Im wichtigen Segment der Hochzeitsfloristik wird quasi ein Full-Service geboten, desgleichen in der Trauerfloristik. Baiersbronn oder Schönmünach sind nun wirklich keine Großstädte. Die Region ist ländlich geprägt: Bebauung in den Tälern, zwischen den einzelnen Orten liegen so manches mal 20 und mehr Kilometer reine Landschaft. Das Dienstleistungsangebot von „Das Blütenhaus“ hat aber großstädtische Dimensionen, so manches Blumenfachgeschäft in Stuttgart, Köln, Hamburg oder Berlin reicht da nicht ran. Was einmal mehr zeigt: Wie in der gehobenen Gastronomie sind Großstädte auch in der Floristik nicht die Voraussetzung für Spitzenleistungen. Bekanntlich will das, was man verkauft, zunächst auch einmal eingekauft sein. Einkaufen will aber wie verkaufen gelernt sein, man muss Zeit und Erfahrung mitbringen. Vor allem auch deshalb, weil oft genug im Einkauf der Gewinn liegt. Die zentrale Einkaufsstätte für „Das Blütenhaus“ ist der Blumengroßmarkt in Karlsruhe – und das ist keine Selbstverständlichkeit. Von Schönmünchach bis Karlsruhe sind es 62 Kilometer, bis auf die letzte kleine Etappe 62 Kilometer Landstraße. Die Anfahrt dauert, wenn alles gut geht, rund eine Stunde. Das heißt für Franziska und Bernhard Klumpp (nicht selten ist auch Mutter Karin dabei): Aufgestanden wird zu Saisonzeiten zwei Mal wöchentlich vor 3:00 Uhr, mitten in der Tiefschlafphase. Was für viele Menschen das Grauen wäre, das ist für die Familie Klumpp „ein kleines Ritual“, wie Tochter Franziska es formuliert. Lauscht man ihren Worten, dann stellt man sich die in tiefer Nacht beginnende Einkaufstour wie einen netten kleinen Familienausflug vor. Wobei sich das Einkaufsteam auf dem Blumengroßmarkt Karlsruhe trennt. Bernhard Klumpp hebt die für seine Einkäufe wichtige Landgard-Niederlassung hervor, weil „über die Jahre viele regionale Erzeugerbetriebe verschwunden sind“. Tochter Franziska versucht hingegen, ihre Einkaufsliste „bei den regionalen Gärtnern“ abzuarbeiten. Sie spricht auch offen darüber, dass diese „unterstützt werden müssen“. Auch aus dieser Aussage spricht die traditionelle Einstellung vieler Familienunternehmen, die sich als Partner gerne auf andere Familienunternehmen verlassen.
IMPRESSUM Herausgeber: Blumengroßmarkt Karlsruhe e. G. Am Großmarkt 10, 76137 Karlsruhe Grafik: zink und vipotnik, Karlsruhe, Redaktion: Martin und Marcel A. Hein, Hamburg Text: S. 12-15 Therese Backhaus-Cysyk Bildnachweise: S. 1-3, 8-11 Wagenhan; S. 4-5 Werkfotos; S. 16 Glück Ihre regionalen Blumengroßmärkte Uwe Humbert Anbieter im BGM Karlsruhe. Am Großmarkt 10 · 76137 Karlsruhe
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